Wir befinden uns an einem der ehemals quirligsten Plätze Dresdens,der seit der Zerstörung 1945 sein neues Gesicht sucht.
Ursprünglich der Vorplatz des Wilsdruffer Tores der Stadtbefestigung, trägt er seinen heutigen Namen seit 1865, seit 1832 waren Post- und später auch Telegrafenamt hier angesiedelt.

Ausgegrabene Überreste der Bastion Saturn/ Wilsdruffer Tor am Postplatz 2017

Postplatz - Wilsdruffer Tor einst und jetzt

Die gleiche Stelle aus größerer Entfernung 1968.

Und so sieht der Blick in die Wilsdruffer Straße heute aus.

Einerseits begrenzt durch Bauwerke von Weltruf – die Barockbauten Zwinger und Taschenberg-Palais und das Große Schauspielhaus im Jugendstil – zeigt er dem Betrachtenden nach Osten, Süden und Westen Lehrbeispiele der verstörenden Auffassung zeitgenössischer Architekten und Stadtplaner von repräsentativen und lebenswerten urbanen Zentren.

Sie umgeben die große Leere rund um die charakteristische „Käseglocke“ (erbaut als Wartehalle 1927/28) in der Mitte, über die auch der von den Dresdnern liebevoll „Panzerwaschanlage“ getaufte Brunnen und gut gemeinte Hochbeetvarianten in vergangenen Jahren nur schwer hinwegtrösten konnten.
Inzwischen wurde am Schauspielhaus eine kleine blühende Oase mit Ruhebänken angelegt, das beliebte Café in der Käseglocke sorgt für Wohlbefinden und Belebung und das alljährlich wiederkehrende Riesenrad für schöne Aussichten.

An der Ecke zur Freiberger Straße reckte sich seit 2008 trotzig-verlegen ein Stück Panzerkette eines russischen T34 in Richtung Kronentor, um heutige Generationen an die Ereignisse vom 17. Juni 1953 zu erinnern, als hier und auf dem Theaterplatz Demonstrationen stattfanden. Inzwischen ist das Kunstwerk im Zuge der Neubauten auf dem Gelände der alten Postgeäude etwas weiter nach hinten gerückt worden. Der vielen Toten, welche während der Maikämpfe 1849 und während des Kapp-Putsches 1920 diesen Platz mit ihrem Blut tränkten, wird leider nicht gedacht.

DDR-Fernmeldeamt von 1979, abgerissen 2016

Reste des zerstörten Hauptpostgebäudes wurden in die neuen Wohnhäuser einbezogen.

Den Übergang von der innovativen Architektur unserer Zeit in das Touristen-Mekka des historischen Schlossbezirks schmückt der neugotische Cholera-Brunnen von 1846. Er stand ursprünglich an der Stelle der Käseglocke und wurde 1927 hierher versetzt.

So, wie dem Postplatz längst seine Post abhandengekommen ist, ist auch seine Rolle als praktischer Verkehrsknotenpunkt der kurzen Wege nur noch Erinnerung. Die Haltestellen von Bahn und Bus wurden vom Platz weit in die Wilsdruffer und in die Wallstraße hinein verlegt, das Umsteigen fördert den Volkssport. Direkt gegenüber dem filigranen Zwinger-Ensemble wurde dafür eine monströse stählerne Haltestelle errichtet, deren großzügig ausufernde Konstruktion die Straßen wie ein Industriedenkmal überwuchert und angeblich einen Schmetterling symbolisieren soll.


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